Wir haben an Dich kurz ein paar Fragen rund um dein Unternehmen? und deine Erfahrungen als Unternehmen / Startup-Gründerin.
Wie sind die Idee und das Konzept für das Startup entstanden? oder Kannst du bitte kurz erzählen was euer Unternehmen / Startup ausmacht?
Dr. Henning Borchers;
Die Idee und das Konzept zum Ölwerk sind bereits 2012 entstanden. Letztendlich ist Speiseöl auch ein Produkt, dass wesentlich besser schmeckt und gesünder ist, wenn das Öl frisch ist. Dieses ist leider nur wenigen Menschen bewusst, da die meisten wie ich auch mit den „billigen“ Plastikflaschen mit dem raffinierten Sonnenblumenöl aufgewachsen sind. Der Erkenntnis, dass es da noch etwas anderes gibt als die Billigindustrieöle folgte dann die Idee, dass wir das auch unseren Kunden anbieten wollen. So ist die Idee zum Ölwerk entstanden.
PlanetBox: Die größten Hürden auf dem Weg zur Gründung waren?
Dr. Henning Borchers;
Die größte Hürde war wahrscheinlich, dass man sich selbst aus seiner eigenen Komfortzone „herauskatapultieren“ muss. Ein eigenes Unternehmen aufzubauen ist etwas völlig anderes als einem Angestelltenjob mit festem Arbeitsvertrag nachzugehen. Sich selbst verwirklichen zu können ist aber sehr viel befriedigerend als der Alltagstrott. Allerdings kann es auch deutlich anstrengender und zeitraubender sein. Bei der praktischen Umsetzung war die Standortsuche eine Herausforderung. Unsere Idee, die Produktion von Bio-Speiseölen wieder in die Stadt zu den Kunden zu bringen stieß auf sehr viel Unverständnis. Potentielle Vermieter haben sich sehr schwergetan, als wir ihnen erzählt haben, dass wir einen Produktionsbetrieb eröffnen wollen. Diese Hürde haben wir gemeistert und sind seit sieben Jahren an unserem Standort mitten in Berlin.
PlanetBox: Wie wichtig waren „richtige Kontakte“, ein großes Netz an Kontakten für den Einstieg/Start? oder
Warum habt ihr nicht einen der üblichen Hype-Standorte wie Berlin und Hamburg gewählt?
Dr. Henning Borchers;
Wir hatten ehrlich gesagt so gut wie gar keine Kontakte. Als Aussteiger aus der Energiebranche war mir die Biobranche komplett fremd. Das haben wir uns alles erarbeitet. Das dauert dann allerdings auch seine Zeit. Mit vier bis fünf Jahren muss man schon rechnen bis man aus dem Gröbsten raus ist.
Als Standort haben wir Berlin gewählt, weil wir in Berlin wohnen und unsere Stadt mögen. Berlin hat aber auch eine große Tradition in Sachen Leinöl. Gerade bei Leinöl, das nur eine kurze Haltbarkeit von 6-8 Wochen nach der Pressung hat, ist unser Geschäftsmodell, immer nur so viel zu pressen wie wir zeitnah verkaufen, sehr interessant. Inzwischen hat es sich rumgesprochen, dass man bei uns frisches und leckeres Leinöl bekommt.
PlanetBox: Wie habt ihr es zu Beginn geschafft, in aller Munde zu kommen, bekannt zu werden, euch zu positionieren?
Dr. Henning Borchers;
Es ist nicht einfach, sich einen großen Bekanntheitsgrad zu erarbeiten. In Berlin ist das doppelt schwierig, da es hier dutzende neuer und interessanter Projekte jeden Tag gibt. Uns hat sicher die Qualität unserer Produkte geholfen. Die Kunden haben sehr schnell gemerkt, dass es bei uns etwas besonderes gibt und das haben sie wiederum ihrer Familie und den Kollegen erzählt. Dieses Empfehlungsmarketing dauert lange, ist aber auch nachhaltig. Geholfen hat uns sicher auch, dass wir von Anfang an unsere Öle auf diversen Wochenmärkten angeboten haben. Dort kommt man auch in Kontakt mit potenziellen Kunden, die uns dann auch weiterempfehlen.
PlanetBox: Wie werden neue User auf dein Produkt/Dienstleistung aufmerksam?
Dr. Henning Borchers;
Unser stärkstes Instrument ist das Empfehlungsmarketing. Kunden merken sehr schnell, dass sie bei uns besondere Qualität bekommen und das erzählen sie weiter. Wir sind auch ganz traditionell auf Wochenmärkten präsent und natürlich haben wir auch einen Webshop.
PlanetBox: Was ist neu an dem was Du tust?
Dr. Henning Borchers;
Wenn man ehrlich ist, ist eigentlich nichts neu an dem was wir tun. Aber das Wissen über Frische und Dezentralität bei Speiseölen ist vielfach verloren gegangen. Was wir machen ist nichts anderes, als dass wir alte Traditionen wieder mit neuem Leben füllen. Speiseöl ist traditionell ein regionales Produkt. Im 19. Jahrhundert gab es in Deutschland 4000 Ölmühlen, die ihre Öle regional vermarkteten. Durch die Industrialisierung und die damit verbundene Zentralisierung ist davon wenig übriggeblieben. Obwohl Berlin eine ausgesprochene Tradition in der Produktion von Leinöl hat, gab es in Berlin, als wir im Jahr 2012 angefangen haben, keine Ölmühle für Samen und Kerne. Das haben wir geändert.
PlanetBox: Wie sehen die nächsten Meilensteine aus?
Dr. Henning Borchers;
Wir sind ein regionales bzw. lokales Unternehmen. Das wollen wir auch nicht ändern. Wir wollen unser Geschäft behutsam ausbauen und stabilisieren, um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine solide Perspektive zu geben. Wir haben allerdings nicht vor, unsere Öle bundesweit im Handel zu platzieren. Unser Kernmarkt ist und bleibt Berlin und Brandenburg.
Danke das Du zu unseren Fragen dir die Zeit genommen hast.
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