Plastiktüten-Verbrauch sinkt rapide
Die Deutschen haben im vergangenen Jahr pro Kopf nur noch 45 Plastiktüten verbraucht. 2015 waren es noch 68.
Der Rückgang gilt als Folge der Einführung einer Gebühr auf Plastiktüten in vielen Geschäften.
Der Plan ist aufgegangen: Seit Plastiktüten vielerorts etwas kosten, greifen die Kunden deutlich seltener danach.
Um etwa zwei Milliarden Tüten ist der Verbrauch dem Handelsverband Deutschland (HDE) zufolge im vergangenen Jahr gesunken, von 5,6 Milliarden auf 3,6 Milliarden Stück.
Erhoben werden die Zahlen von der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung.
Demnach ist der Pro-Kopf-Konsum der Deutschen innerhalb eines Jahres von 68 auf 45 Tüten gesunken. Damit nähert sich Deutschland bereits der Forderung der EU für 2025 an:
Diese sieht vor, den Einsatz von Plastiktüten bis Ende 2025 auf maximal 40 Stück pro Kopf und Jahr zu reduzieren.
Mittlerweile werden sie auch in den großen Supermarktketten angeboten: biologisch abbaubare Plastiktüten.
Es erscheint im ersten Moment vielversprechend, herkömmliche Kunststoffe durch Verpackungen zu ersetzen, die nicht aus Erdöl, sondern aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen werden, und die, nachdem sie ihre Funktion erfüllt haben, verrotten. Doch wie nachhaltig sind diese Biokunststoffe tatsächlich?
Ungefähr 14 Millionen Tonnen Verpackungen werden in Deutschland jährlich verbraucht.
Fast 40 Prozent davon bestehen aus Kunststoff. Darin sind etwa 1,8 Millionen Tonnen Material enthalten, das für relativ kurzlebige Kunststoffverpackungen wie Folien, Beutel,
Tragetaschen oder Einweggeschirr Verwendung findet. Gerade in diesem Anwendungsbereich liegt das Potenzial von Biokunststoffen.
Biokunststoffe sind den meisten Verbrauchern wohl bisher in Gestalt von Tüten und als Sammelbeutel für Biomüll begegnet. Aber auch Gemüse, Obst, Eier und Fleisch oder Getränke und Molkereiprodukte werden darin verpackt. Als Biomasse für Biokunststoffverpackungen sind vor allem Mais, Kartoffeln und Weizen sowie Zuckerrohr und zukünftig wahrscheinlich auch Zuckerrüben relevant. Der Flächenbedarf, der für den Anbau der Ressourcen für Biokunststoffverpackungen in Deutschland aktuell besteht, beträgt weniger als 0,001% der globalen Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen.
Die Produktionskapazitäten für Bioplastik sind annähernd gleichmäßig auf Europa, Nordamerika, Südamerika und Asien/Ozeanien verteilt. In Deutschland sind die Kapazitäten vergleichsweise gering. Das Umweltbundesamt (UBA) geht von einer Steigerung des Anteils an Biokunststoffen am gesamten Kunststoffverpackungsmarkt hierzulande von unter 0,5% im Jahr 2009 auf 1 – 2% im Jahr 2015 aus.
Eine kurze Geschichte der Biokunststoffe
Biokunststoffe sind keine so neue Erfindung, wie man vielleicht meinen könnte. Schon 1869 stellten die Gebrüder Hyatt Celluloid – einen thermoplastischen Kunststoff auf Cellulose-Basis, dem Hauptbaustoff der meisten Pflanzen – her. Dieses Material ließ sich unter anderem für Filme, Brillenfassungen und Spielzeug verwenden. Als „Cellophan“ ist ab 1923 dann Cellulosehydrat bekannt geworden und findet sich bis heute im Verpackungsbereich. Erst nach 1980 gab es wieder nennenswerte Entwicklungen: Vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit wollte man erdölbasierte Werkstoffe ersetzen. Zum Einsatz kamen nun vor allem Thermoplastische Stärke (TPS), Celluloseacetat und Polylactide (PLA). Zudem wurden Herstellungsverfahren für biobasiertes Polyethylen (Bio-PE), Polypropylen (Bio-PP) und andere Kunststoffe entwickelt.
Thermoplastische Stärke dominiert aktuell mit einem Anteil von etwa 80% den Biokunststoffmarkt. Als pflanzliches Rohmaterial dienen hauptsächlich Mais, Weizen und Kartoffeln in Europa, Afrika und Nordamerika sowie Tapioka in Asien. Gründe dafür, dass Biokunststoffe sich bislang noch nicht stärker durchsetzen konnten, sind der hohe Preis, die schlechte Verfügbarkeit und die gegenüber fossilen Kunststoffen eingeschränkte Materialleistung. Auch die Entsorgungssituation ist noch unbefriedigend.
Was ist bio am Biokunststoff?
Die Marktrelevanz von Verpackungen, die aus biologisch abbaubaren Kunststoffen hergestellt werden, ist in den letzten Jahren größer geworden. Derartige Materialien sollen insbesondere einen Teil der bisher etablierten Kunststoffe Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polystyrol (PS) und Polyethylenterephthalat (PET) ersetzen.
Zur Begriffsdefinition von Biokunststoffen kann man sich an der Gliederung des UBA [1] orientieren. In einer entsprechenden Studie werden folgende Materialien als Biokunststoffe bezeichnet :
-
Materialien, die ganz oder teilweise aus Biomasse hergestellt, d.h. biobasiert sind. Eine Bioabbaubarkeit muss nicht gegeben sein.
-
Materialien, die nach den Vorgaben anerkannter Normen (z.B. EN 13432) bioabbaubar sind
-
Materialien, die beide Eigenschaften – biobasiert und bioabbaubar – gleichzeitig besitzen
Bioabbaubar ist ein Material, wenn es für die Zersetzung durch Lebewesen bzw. deren Enzyme bis in kleinste Bestandteile wie Kohlendioxid, Sauerstoff und Ammoniak geeignet ist. Basiert ein Material auf nachwachsenden Rohstoffen, dann ist Biobasiertheit gegeben.
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Quellen und Links
- Detzel, A., Kauertz, B. & Derreza-Greeven, C. (Oktober 2012). Untersuchung der Umweltwirkungen von Verpackungen aus biologisch abbaubaren Kunststoffen. Texte Nr. 52/2012, UBA-FBNr: 001643. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt. [1]
- European Bioplastics (2012, August). Was sind Biokunststoffe?
- Greentech (n.d.). Was sind Biokunststoffe?
- Hellmuth Nordwig / dradio (2012, 7. November). Kaum Recycling bei Biokunststoffen: Auch Bioplastik hat Umweltnachteile.
- Umweltbundesamt (2012, 11. Oktober). Abfallwirtschaft
- Wagner, T. (2012, 9. September). Bioplastik – gut für die Umwelt?
- Wikipedia (2013, 12. Januar). Biokunststoff.
Frank Wichert/ RESET-Redaktion, 2013
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/plastiktueten-plastiktueten-verbrauch-sinkt-rapide-1.3548640
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