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Gefahr für Tier und Menschen ? – Jakobskreuzkraut – das giftige Kraut verbreitet sich. Die Pflanze muss besser bekämpft werden.

Das heimische Jakobskreuzkraut breitet sich seit einigen Jahren vermehrt aus.

Schon geringe Mengen dieser giftigen Pflanze können zu Leberschäden führen.

Vor allem Weidetiere wie Pferde und Kühe sind bedroht, doch auch im Hausgarten ist das Kraut zu finden.

An sich sieht das Jakobskreuzkraut mit seinen gelben Blüten ganz adrett aus, gäbe es nicht die sogenannten Pyrrolizidinalkaloide. Die können schon in geringen Mengen Leberschäden verursachen, im schlimmsten Fall droht gar Leberkrebs.

Alkaloide des Jakobskreuzkrauts im Nahrungskreislauf

Bislang existieren keine Studien, inwieweit sich Alkaloide in Tierprodukten wie beispielsweise Milch anreichern. In einigen Import-Honigsorten wurden indes bereits Konzentrationen in bedenklicher Höhe nachgewiesen.

Ungeborene sind besonders gefährdet, wenn während der Schwangerschaft große Mengen an selbstgepflücktem Gesundheitstee getrunken werden, der aufgrund von Verwechslungen, etwa mit Johanniskraut, besagte Alkaloide enthält. Das bloße Berühren der Pflanze ist hingegen ungefährlich.

Jakobskreuzkraut – Verwechslung mit Johanniskraut möglich

Das Jakobskreuzkraut gehört zu den Korbblütlern und blüht zwischen Juli und September. Es wird 30 bis 100 Zentimeter hoch, alle Pflanzenteile sind giftig. Auf den ersten Blick kann man Jakobskreuzkraut mit Johanniskraut verwechseln. Wenn Sie sich nicht hundertprozentig sicher sind: Finger weg!

Jakobskreuzkraut – Verwechslung mit Rucola

Links Rucola, rechts Kreuzkraut

Auch bei den Blättern gibt es Verwechslungsgefahr: Rucola- und Kreuzkrautblätter sehen sehr ähnlich aus und können von Laien daher leicht verwechselt werden. Wer Kräutertees aufbrüht oder Wildkräuter für einen Salat sammelt, sollte besonders fachkundig sein.

Ein Kraut, viele Arten

Das Jakobskreuzkraut verbreitet sich vor allem in steilem Gelände und auf Weideflächen, die nur selten gemäht werden. Es gedeiht auf eher trockenen Wiesen und Weiden, Eisenbahnböschungen sowie Weg- und Straßenrändern. Die Pflanze ist mehrjährig: Im ersten Jahr sind nur die grünen Blätter zu sehen, erst im zweiten Jahr blüht sie gelb. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 30 Kreuzkrautarten, vier davon sind giftig.

Biobauern trifft es besonders, wenn sich das Jakobskreuzkraut auf ihren Flächen angesiedelt hat, denn sie dürfen keine chemischen Unkrautvernichter verwenden.

Besonders für Weidetiere gefährlich

Insbesondere für Kühe und Pferde ist die Pflanze sehr gefährlich: Die Giftstoffe lagern sich im Körper an und zersetzen allmählich die Leber. Diese Vergiftung kann man bislang nicht behandeln. Ziegen und Schafe hingegen bauen laut Angaben Züricher Agrarforscher in ihren Vormägen einen Teil des Giftes ab. Erfahrene Tiere scheinen die Pflanzen eher zu meiden, wegen des Geruchs und des bitteren Geschmacks. Meist trifft die Vergiftung daher Jungtiere.

Auch getrocknete Pflanzen sind giftig

Prekär ist, dass die Giftstoffe im Heu oder in der Silage genauso wirksam bleiben wie in der frischen Pflanze. Der bittere Geschmack verliert sich durch Trocknung oder im Silo, daher fressen die Tiere das Futter ohne zu zögern, warnt der Arbeitskreis Kreuzkraut, ein engagierter Zusammenschluss von Tierhaltern, Tierärzten und Landwirten.

Mit Stumpf und Stiel entfernen

Sobald man eine Kreuzkraut-Pflanze in seinem Garten entdeckt, sollte man sie samt der Wurzel entfernen, möglichst verbrennen oder im Hausmüll entsorgen, rät der Arbeitskreis Kreuzkraut. Besonders in der Nähe von Nutz- und Weideflächen sollte das Kraut keinesfalls geduldet werden. Durch Herbizideinsatz und Maßnahmen wie häufiges Mähen und Düngen der Fläche kann man das Kraut zurückdrängen.

 

Panikmache auf breiter Front

Irrationale Debatte um das Jakobskreuzkraut

Jedes Jahr im Juli, wenn seine leuchtend gelben Blüten manche Brachen, Straßenränder und Extensivweiden prägen, ist die Aufregung über seine angebliche Gefährlichkeit groß. Dabei sind gemessen an der seit Jahrzehnten hohen Zahl an Weidetieren, die auf auch mit Jakobskreuzkraut bestandenen Flächen gehalten wurden und werden, selbst die Verdachtsfälle einer Vergiftung mit in der Pflanze enthaltenen Pyrrolizidinalkaloiden (PA) verschwindend gering. Gesicherte toxikologische Nachweise von Pferd, Rind oder Schaf liegen derzeit für Schleswig-Holstein nicht vor. Auch Menschen sind durch angeblich verseuchten Honig nicht zu Schaden gekommen.

Bereits 2008 hat der NABU über das Jakobskreuzkraut berichtet (Betrifft: NATUR 4 / 2008). Doch es erscheint an der Zeit, neue Fakten nachzulegen und über den derzeitigen Stand der zunehmend irrationalen Kontroverse mit ihrer erheblichen politischen Komponente zu berichten.

Die Fakten
Unbestritten ist Jakobskreuzkraut giftig und kann, in größeren Mengen gefressen, auch zum Tod führen. Dabei ist die Empfindlichkeit von Pferden am höchsten, von Schafen und Ziegen am geringsten. Doch Weidetiere verschmähen das Kreuzkraut weitgehend. Wer selbst einmal ein Blatt der Pflanze durchkaut, versteht den Grund: Die enthaltenen Bitterstoffe schmecken abscheulich. Insgesamt gibt es in Mitteleuropa aber etwa 50 giftige Pflanzenfamilien mit zahlreichen Vertretern, die allgemein Mensch und Tier in unterschiedlichem Maße mit ihren Inhaltsstoffen beeinträchtigen können. Auf Weideflächen können neben dem Kreuzkraut noch Gefleckter Schierling und Taumel-Kälberkropf als Gifte tragende Pflanzen auftreten, zudem ggf. Schachtelhalme. Das Vorhandensein von Giftstoffen ist also im Pflanzen- wie auch Tierreich allgemein nicht ungewöhlich. Die jeweilige Reaktion eines Organismus auf giftige Substanzen hängt dabei immer von der Menge des Giftstoffes, der Konstitution des Individuums und teilweise auch von seiner genetischen Veranlagung ab. Allgemein warnen Pflanzen und Tiere jedoch öfter durch auffällige Färbung oder unangenehmen Geschmack vor den vor allem zur Fraßvermeidung eingesetzten giftigen Substanzen.

Vor gut 20 Jahren, als die rasante Ausbreitung des Jakobskreuzkrautes begann, hat sich kaum ein Nutztierhalter dafür interessiert. Als sich Mitte der 1990er Jahre etwa auf einer Extensivweide der Marius-Böger-Stiftung im Kreis Plön einer der ersten Dominanzbestände einstellte, hat sich der Rinderhalter über das kontrastreiche Bild – schwarze Galloways im gelben Blütenmeer – sogar gefreut. Weder damals, noch in späteren Jahren, kam es bei ihm oder seinem Nachfolger zu Schadensfällen. Auch bei der Stiftung Naturschutz oder dem Weideverband Bunde Wischen, die über mehrere Tausend Hektar Extensivweiden verfügen, gehören potentielle Vergiftungsfälle durch Jakobskreuzkraut bis heute zu den absoluten Ausnahmefällen. So schien sich zumindest bei den Landwirten die Empörung über das gelbe Kraut und „die Naturschützer, die damit das Land verderben“ zwischenzeitlich wieder gelegt zu haben.

 

Quelle: https://schleswig-holstein.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/sonstige-pflanzen/jacobsgreiskraut/19039.html

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