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Größte Mikroplastik-Verursacher sind Autoreifen, auch Schuhe gehören dazu

In Deutschland gelangen einer Untersuchung zufolge pro Jahr rund 330.000 Tonnen sogenanntes Mikroplastik in die Umwelt.

Das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in Oberhausen hat für 51 Quellen die freigesetzten Mengen errechnet.

Der größte Verursacher ist demnach der Abrieb von Autoreifen – vor allem von Pkw.

 

Rund ein Drittel der Mikroplastik-Emissionen entfallen der Studie zufolge darauf.

Weitere Hauptquellen seien die Abfallentsorgung, der Abrieb von Fahrbahndecken oder Freisetzungen auf Baustellen.

Als Mikroplastik werden Plastikpartikel bezeichnet, die fünf Millimeter und kleiner sind.

Bislang stehen vor allem Körperpflegeprodukte und Kosmetika im Mittelpunkt der öffentlichen Debatte um Mikropartikel aus Plastik.

Doch es gibt viel mehr Verursacher, wie die aktuelle Studie verdeutlicht. Auftraggeber waren Chemiekonzerne, Kosmetikhersteller, Wasserverbände, Abfallentsorger und Hochschulen.

 

Abrieb von Schuhsohlen auf Platz 7
Mikroplastik gerate vor allem über Niederschlagswasser in die Umwelt, heißt es in der Untersuchung.

Durch Regen werde beispielsweise der Reifenabrieb nicht nur in die Kanalisation gespült, sondern nahezu überall hin.

Kläranlagen hielten zwar bis zu 95 Prozent des Mikroplastiks zurück.

Es könne dann aber über die Nutzung von Klärschlamm in der Landwirtschaft wieder in die Umwelt gelangen.

Häufigste Quellen von Mikroplastik
1 Abrieb von Reifen
2 Freisetzung bei der Abfallentsorgung
3 Abrieb von Asphalt (Bitumen)
4 Pelletverluste
5 Verwehung Sport- und Spielplätze
6 Freisetzung auf Baustellen
7 Abrieb Schuhsohlen
8 Abrieb Kunststoffverpackungen
9 Abrieb Fahrbahnmarkierungen
10 Faserabrieb bei der Textilwäsche
… …
17 Inhalt Mikroplastik in Kosmetik
… …
21 Inhaltsstoff von Wasch-, Pflege- und Reinigungsmitteln privater Haushalte
… …
25 Zusatz Medikamente
Quelle: Studie Fraunhofer-Institut
Auch Fußgänger geben über Schuhsohlen Mikroplastik in die Umwelt ab.

Rund hundert Gramm sollen es pro Kopf und Jahr in Deutschland sein.

Damit liegt das Schuhwerk auf Platz sieben der Liste der größten Mikroplastik-Quellen in der Studie.

Mit 19 Gramm liegen Shampoos und Co. auf Platz 17 der Negativliste.

„Wir können davon ausgehen, dass sich Mikroplastik bereits in allen Bereichen der Umwelt befindet“,

sagte Leandra Hamann, Co-Autorin der Studie.

Mikroplastik –

kleine Gifttransporter aus dem Abflussrohr

Hier erfahren Sie mehr über die Eigenschaften von Mikroplastik – und warum sich der BUND für ein Verbot von Mikroplastik in Produkten wie Kosmetika einsetzt.
An unseren Küsten und Flussufern und in unseren Meeren finden wir oft Plastikmüll wie Plastiktüten oder Plastikflaschen.

Weniger offensichtlich – aber nicht weniger häufig –

sind mikroskopisch kleine Kunststoffe:

Mikroplastik.
Definition: Was ist Mikroplastik?
Als Mikroplastik werden feste und unlösliche synthetische Polymere (Kunststoffe) bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Mikroplastik zieht Umweltgifte an, wird von Meeresorganismen gefressen und ist nicht wieder aus der Umwelt zu entfernen.
Die Kosmetikindustrie verwendet nicht nur partikuläres Mikroplastik, sondern auch andere synthetische Kunststoffe –

diese können in Wasser quellbar und zum Teil auch löslich sein.

Da Abbauwege und Umweltauswirkungen von flüssigen Kunststoffen ungeklärt sind und

ein nachträgliches Entfernen aus der Umwelt nicht möglich ist, muss gemäß dem Vorsorgeprinzip der Eintrag verhindert werden.

Daher setzt sich der BUND für ein Verbot von Mikroplastik und anderen synthetischen Kunststoffen in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten ein.

Mikroplastik zieht Gifte an – und schädigt Meeresbewohner
Kunststoff wirkt aufgrund seiner Oberflächeneigenschaften wie ein Magnet auf Umweltgifte.

Diese befinden sich im Wasser und reichern sich auf der Kunststoffoberfläche an.

Hier lassen sich hundertmal höhere Konzentrationen als im Meerwasser messen.

Die Kunststoffe werden dann samt Schadstoffen von den Meeresorganismen aufgenommen:

Mikroplastik wurde in Seehunden, Fischen, Muscheln und kleineren Organismen nachgewiesen,

die es passiv oder mit ihrer Nahrung aufnehmen.

 

Im Magen-Darm-Trakt können diese Schadstoffe wieder freigesetzt werden und Einfluss auf den Organismus nehmen.
Die Auswirkungen der Mikroplastikaufnahme sind vielseitig: Studien verweisen auf Gewebeveränderungen bzw.

Entzündungsreaktionen und toxikologische Auswirkungen,bis hin zu inneren Verletzungen und Todesfällen.
Kleinstlebewesen, wie das Zooplankton, sind eine wichtige Nahrungsgrundlage für Fische.

 

Diese werden wiederum von größeren Raubfischen gefressen.

Der nicht abgebaute Kunststoff und die Schadstoffe können sich im Gewebe ansammeln und so Teil der Nahrungskette werden.

Über die Auswirkungen auf den Menschen ist bisher nur wenig bekannt.
Sicher ist hingegen: Je kleiner das Plastikpartikel ist, desto größer das Risiko der Aufnahme und die Anzahl der Tiere,

die es konsumiert. Ist Mikroplastik erst in den Flüssen und dem Meer, kann es nicht wieder entnommen werden.

Der Zustand der Meeresumwelt ist besorgniserregend und die Auswirkungen sind kaum abzuschätzen.

Daher muss der vermeidbare Eintrag von Mikroplastik gestoppt werden.

 

Wie kommt Mikroplastik in die Umwelt?
Es gibt zwei unterschiedliche Arten von Mikroplastik: das primäre und das sekundäre Mikroplastik.

Als primäres Mikroplastik werden sogenannte Kunststoffpellets bezeichnet, die von der Industrie zur Weiterverarbeitung hergestellt werden. Feines Plastikgranulat und flüssiges Plastik findet Anwendung in der Kosmetikproduktion.

Zu finden sind sie beispielsweise in Peelings oder als Massageperlen in Duschgels,

aber zum Beispiel in flüssiger Form auch als Bindemittel.

Derzeit können die Klärwerke die kleinen Partikel nicht ausreichend aus dem Abwasser herausfiltern.

 

Das Mikroplastik aus den Haushalten gelangt ungehindert in Umwelt und Gewässer.

Sekundäres Mikroplastik entsteht wiederum beim Zerfall größerer Kunststoffteile durch die Einwirkung von Sonne, Wind und Wellen.

Das größere Plastik zerfällt in seine Ursprungsform, in Plastikpellets, zurück.
Mehr Informationen
• BUND-Einkaufsratgeber „Mikroplastik – die unsichtbare Gefahr“ herunterladen (PDF)
• BUND-Hintergrundpapier: „Mikroplastik in Kosmetika“ herunterladen (PDF)
Quelle: https://www.bund.net/meere/mikroplastik/hintergrund/

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