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Europaweit – Insektensterben: um mehr als 75 Prozent, nicht nur in Deutschland

Insekten – Sie sind die Dienstleister im Ökosystem, bestäuben Obstbäume und Gemüsepflanzen, kümmern sich um die Zersetzung von Aas, Totholz und Kot. Nebenbei sind sie noch eine unverzichtbare Nahrungsquelle. Und doch könnten Insekten bald ganz von der Bildfläche in Deutschland verschwinden.

Eine Welt ohne Insekten? Was sich so mancher von Mückenstichen Geplagter ab und an wünscht, könnte bald grausame Realität sei. Mit heftigen Folgen für Umwelt und Mensch. Denn der Bestand der Insekten ist in den letzten Jahren dramatisch zurückgegangen.

Erschreckende Zahlen

Das geht aus einer Studie des Fachmagazins „PLOS ONE“ hervor. In den vergangenen 27 Jahren nahm die Gesamtmasse der Insekten um mehr als 75 Prozent ab, berichten die Wissenschaftler.

Die Studie: Seit 1989 wurden Daten ausgewertet, die vom Entomologischen Verein Krefeld gesammelt worden waren, also von ehrenamtlichen Insektenkundlern. Diese hatten in insgesamt 63 Gebieten mit unterschiedlichem Schutzstatus in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und in Brandenburg mit Hilfe von Fallen Fluginsekten gesammelt und deren Masse bestimmt.

53 Kilo Insekten gesammelt

Welche Arten in den Fallen landeten, untersuchten die Forscher nicht. Sie verglichen dann, wie sich in einzelnen Lebensräumen – etwa in Heidelandschaften, Graslandschaften oder auf Brachflächen – die Biomasse über die Zeit verändert hatte. Insgesamt landeten 53,54 Kilogramm wirbellose Tiere in den Fallen – Millionen Insekten. Die Auswertung zeigte, dass der Verlust in der Mitte des Sommers – wenn am meisten Insekten herumfliegen – am größten war: knapp 82 Prozent. „Ein Schwund wurde bereits lange vermutet, aber er ist noch größer als bisher angenommen“, sagte Erstautor Kaspar Hallmann.

Woran liegt es?

Geht es nach Till-David Schade vom Naturschutzbund NABU, sind besonders die größten Gattungen im Insektenreich in Mitleidenschaft gezogen worden.

„Vor allem Hautflügler und Zweitflügler wie Pflanzenwespen und Wildbienen könnten betroffen sein“, sagt der Referent für Biologische Vielfalt. Deutschland sei nicht als einziges Land in Europa betroffen, sagt Schade. Er gehe davon aus, dass der Rückgang der Insekten auf dem ganzen Kontinent festzustellen sei.

Der Grund für den Rückgang ist noch nicht ganz klar. Die Forscher untersuchten zwar den Einfluss von Klimafaktoren, der landwirtschaftlichen Nutzung und bestimmter Lebensraumfaktoren. Die Analyse brachte jedoch keine eindeutige Erklärung.

Die Vermutungen gehen daher in viele Richtungen.  Vieles deutet daraufhin, dass es an der intensivierten Landwirtschaft liegt. Die dort eingesetzten Pestizide und Düngemitteln führen vermehrt dazu, dass der Bestand der Insekten immer mehr zurückgeht.

Keine Insekten, keine Pflanzen

NABU-Referent Schade prophezeit gravierende Auswirkungen, sollte das Insektensterben weitergehen: „Das liegt auf der Hand. Über 80 Prozent aller Wildkräuter und Pflanzenarten werden von Insekten bestäubt oder sind von Insekten abhängig“, sagt Schade. „Wenn die Insekten wegfallen würden, wäre die Pflanzenwelt akut gefährdet“.

Sterben zum Beispiel die Bienen aus, dann hätten die Menschen zwei Drittel weniger Äpfel, Birnen und Kirschen. Eine Welt komplett ohne Insekten ist eigentlich undenkbar. Dann würden Tierkadaver herumliegen, weil sie nicht mehr von Insekten zersetzt werden.

An sauberes Trinkwasser wäre ebenfalls kaum zu denken. Denn Insekten sorgen dafür, dass das Wasser sauber blebt. Sie speichern wichtige Nährstoffe im Boden. So wird das Grundwasser nicht verschmutzt. Und im schlimmsten Fall könnte der Mensch ohne Insekten sogar blind werden.

Sterben Kulturpflanzen aus, die die Vitamine A, C und E sowie Calcium und Eisen produzieren aus, könnte sich das unter anderem durch das fehlende Vitamin A auf die Sehfähigkeit auswirken. Auch die Entwicklung des Nervensystems wäre betroffen.

Insekten sind faszinierende Tiere: sie schillern in unterschiedlichsten Farben, nehmen die skurrilsten Formen an und sind in fast allen Lebensräumen der Erde zu finden. Sie zählen zur artenreichsten Klasse unter den Tieren, angeführt von den Ordnungen der Käfer, Schmetterlinge, Zweiflügler und Hautflügler.

Unverzichtbare Lebenskünstler

So vielfältig wie die Welt der Insekten ist, so wenig können wir auf sie verzichten.

Das Funktionieren fast aller Ökosysteme hängt von ihnen ab. Damit sind sie für Mensch und Natur unersetzliche Lebewesen:

  • Nahrung: Insekten bilden die Nahrungsgrundlage für eine Vielzahl weiterer Tierklassen wie Vögel, Säugetiere, Amphibien oder Reptilien.
  • Bestäubung: Insekten zählen zu den wichtigsten Pflanzenbestäubern. Durch das Sammeln von Nektar und Pollen von sorgen sie für den Fortbestand der Pflanzenwelt und stellen einen Großteil unserer Ernährung sicher.
  • Verwertung: Insekten spielen eine wichtige Rolle bei der Remineralisierung organischer Stoffe wie Pflanzenresten und Tierleichen im Boden, in der Bodenstreu oder im Totholz.
  • Regulation: Insekten sind wichtige Nützlinge in der Forst- und Landwirtschaft. Im Bio-Anbau, wo auf Pestizide weitestgehend verzichtet wird, ist die Förderung von Nützlingen gar ein elementarer Bestandteil der Produktion, da durch sie die Ausbreitung schädlicher Insekten eingedämmt wird.

Gründe für das Insektensterben

Für den massiven Rückgang sind eine Reihe an Umständen verantwortlich – je nach Lebensraum, Insektenart und Zeitverlauf treffen sie unterschiedlich stark zu. Generelle Aussagen sind daher nicht möglich. Dennoch gelten folgende Ursachen als die häufigsten:

Auch wenn es für das Insektensterben mehrere Gründe gibt, steht eines fest: Die in den 1950er Jahren eingeführte und stetig intensivierte industrielle Landwirtschaft ist einer der Haupttreiber dieser beunruhigenden Entwicklung.

Wie können wir die Insekten retten?

Der NABU fordert angesichts des alarmierenden Zustands der Insekten, bundesweit möglichst schnell ein dauerhaftes und flächendeckendes Insektenmonitoring aufzubauen. Dadurch könnten gefährdete Populationen zukünftig besser lokalisiert werden, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten.

Zudem sind eine Reform des Pestizid-Zulassungsverfahrens und eine stärkere Beachtung des Vorsorgeprinzips auf EU-Ebene, also Umweltschäden von vornherein zu vermeiden und zu verringern, längst überfällig. Zukünftig sollten zum Beispiel die negativen Effekte von Pestiziden, die durch unsachgemäße Anwendung auftreten können, berücksichtigt werden. Darüber hinaus müssen der Schutz landwirtschaftlicher Begleitflora und -fauna und ihre Effekte auf Insekten, Vögel und Säugetiere viel stärker berücksichtigt werden. Die Bundesregierung benötigt ambitionierte, verbindlich festgesetzte Ziele zur Pestizidreduktion mit konkretem Zeitplan. Auch sollte die Erforschung zur Wirkung alternativer Pflanzenschutzmaßnahmen im Rahmen integrierter Pflanzenschutzmethoden finanziell viel stärker gefördert werden.

Eine weitere entscheidende Rolle spielt die Ausrichtung der EU-Agrarpolitik. Öffentliche Gelder sollten Landwirte nur dann bekommen, wenn sie dafür auch öffentliche Leistungen erbringen. Konkrete ökologische Leistungen der Landwirtschaft sollten ausreichend honoriert und zugleich umweltschädliche Anreize und Subventionen beendet werden. Ebenso wichtig ist es, den ökologischen Landbau weiter auszubauen, da auf diesen Flächen viel weniger Pestizide eingesetzt werden dürfen. Desweiteren sollte der Einsatz von Pestiziden in und um Schutzgebiete grundsätzlich untersagt werden.

Mein Bienengarten – Welche Pflanzen sind gut für Bienen und Co

Sonnenblumen: Wer einen Südbalkon hat, sollte auf jeden Fall eine Sonnenblume pflanzen. Sonnenblumen sind besonders reich an Pollen und Nektar und somit sehr bienenfreundlich. Außerdem kann man sich an ihren Blüten auch noch im Spätsommer erfreuen.
Bienenkraut: Dieses leuchtend blaue Gewächs ist auch unter dem Namen Ysop oder Eisenkraut bekannt. Es ist ein sehr anspruchsloses Gewächs, das sich als Zierpflanze gut im Garten oder auf dem Balkonen macht. Bienenkraut ist reich an Pollen und blüht zwischen Juni und September.
Wildblumen-Mischungen: Wildblumen sind besonders wichtig für Wildbienen. Die Kornblume beispielsweise hat einen sehr hohen Gehalt an Nektar. Außerdem ist die Blütezeit von Juni bis September relativ lange.
Glockenblumen: Eine Sommerblume, die man sowohl im Garten als auch auf Balkonen antreffen kann. Sie hat relativ viel Nektar, die Blütezeit ist von Juli bis August und sie bevorzugt eher kalkhaltige Böden.
Waldrebe: Waldreben eignen sich gut, wenn man einen Zaun oder den Balkon beranken will. Sie blühen von Juli bis September und halten einiges an Pollen und Nektar für Insekten bereit.
Lavendel: Ursprünglich kommt Lavendel aus Küstengebieten des Mittelmeerraumes. Heute macht er sich aber auch gut in nordeuropäischen Gärten und passt auch gut auf den Balkon. Blütezeit ist im Juli und August.
Seidenpflanze: Die Seidenpflanze ist bienenfreundlich, weil sie sowohl viel Nektar, als auch Pollen im Angebot hat. Im Garten und auf dem Balkon ist sie eine beliebte Zierpflanze.     Schmucklauch: Dekorativer Blickfang auf dem Balkon oder im Blumenbeet. Relativ reich an Pollen und Nektar.
Küchenkräuter: Rosmarin blüht im Frühling, Salbei in allen Sommermonaten, Kapuzinerkresse gibt’s auch noch im September. Thymian-Blüten kann man sogar von Mai bis Oktober finden. Küchenkräuter sind sowohl für Mensch als auch für Biene ein großes Geschenk!
Katzenminze: Riecht nicht nur angenehm nach Zitrone, sondern ist auch reich an Pollen. Übrigens wurde an dieser Art nachgewiesen, dass Insekten an den Blüten Duftmarken hinterlassen, die anderen Bestäubern anzeigen, dass die Blüten schon besucht wurden.

– Quelle: https://www.express.de/28619614 ©2018  https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/naturschutz-im-garten/insekten/22696.html

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