In den ländlichen Gebieten Ostafrikas, in denen sich Tierärzte ohne Grenzen e.V. engagiert, ist das Leben der Menschen sehr eng mit dem ihrer Tiere verbunden.
Nutztiere, vor allem Rinder, haben einen hohen kulturellen Stellenwert.
Die Tiere liefern Nahrungsmittel und Rohstoffe für die Herstellung von Decken, Kleidung und Nutzgegenständen.
Rinder und Hühner laufen zwischen den Hütten herum.
Kinder spielen mit Hunden, Schafen und Ziegen, sie helfen von klein auf bei der Versorgung des Viehs mit.
Oft trinken die Kinder die Milch der Ziegen direkt aus dem Euter. Krankheiten, wie Zoonosen, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind,
haben unter diesen Bedingungen leichtes Spiel: Erkranken die Tiere, wird die Infektion häufig auch auf die Menschen übertragen. Tuberkulose,
Brucellose und Bandwürmer sind weit verbreitet. Auch durch Hunde übertragene Tollwut stellt eine große Gefahr dar.
Kenia – Narok County: Tierärzte ohne Grenzen
Kenia
Die Rolle von Tierärzte ohne Grenzen e.V. bei der Tollwutbekämpfung in Narok County
Jedes Jahr sterben auf der Welt über 50.000 Menschen an Tollwut. Über 15 Millionen Menschen erhalten jährlich Schutzimpfungen oder Seruminjektionen nach Bissen von unter Tollwut-Verdacht stehenden Tieren. Dabei sind Haushunde die Hauptverursacher. 40% der Personen, die von einem möglicherweise tollwütigen Tier gebissen werden, sind Kinder unter 15 Jahren (WHO, 2016).
Auch in Kenia gibt es Hundetollwut. Jährlich sterben 2.000 Menschen an dieser schrecklichen, unheilbaren Infektion, weil sie die Gefahr nicht rechtzeitig erkannt haben oder keine Behandlung erreichbar war. Dabei sind die Kosten der Post-Expositionsprophylaxe der Menschen weit größer als die Ausgaben für eine wirksame Schutzimpfung der Hunde. Kenia hat sich die Kontrolle der Tollwut auf seine Fahnen geschrieben: bis 2013 soll die Tollwut ausgerottet sein.
Tierärzte ohne Grenzen unterstützt die Aktion durch Massenschutzimpfungen in den Distrikten Narok South, Narok North sowie Kajiado (Massai Gebiete). Dabei arbeitet Tierärzte ohne Grenzen zusammen mit Talek Veterinary Services (TVS), einem privaten Veterinär und seinen zahlreichen Helfern. Im Fokus stehen die Hütehunde der Massai und die Hunde in den städtischen Ansiedlungen. Durch die seit Jahren durchgeführten Impfungen ist es uns gelungen, ein großes Gebiet tollwutfrei zu halten. Das hat nach Auskunft der Krankenhäuser und Gesundheitszentren Menschenleben gerettet – seit Jahren verzeichnen sie nur noch selten humane Todesfälle. Aber Vorsicht ist geboten: tollwütige Hunde legen bis zu 50 km pro Tag zurück und dringen immer wieder in ungeimpfte Bezirke ein. Deshalb muss die Aktion fortgesetzt werden. In den Jahren 2015 und 2016 wurden 11.944 Hunde geimpft.
Am Welt-Tollwut-Tag 2016 hat Tierärzte ohne Grenzen gemeinsam mit kenianischen Nachbartierärzten, Naturschützern, dem Kenya Wildlife Service, den Staatsveterinären und örtlichen Geschäftsleuten in einer Kampagne das Thema einer breiten Öffentlichkeit präsentiert und im Enonkishu Naturreservat und in der Kleinstadt Emarti eine große Impfaktion durchgeführt. Besonderer Dank gilt der Serengeti Health Initiative, einem Tollwut-Forschungsprojekt der Universität Edinburgh im benachbarten Tansania. Sie versorgen uns jedes Jahr kostenlos mit den Impfstoffen, die von der Firma Intervet GB gestiftet werden.
Manchmal, wenn wir fortziehen oder nach verlorenem Vieh suchen, leihen wir uns gegenseitig unsere Hunde, weshalb es umso wichtiger ist, dass so viele Hunde wie möglich geimpft und wir somit ihre und unsere Gesundheit und Sicherheit wahren können.“ Dorfältester während einer Impfkampagne
Hinterlasse eine Nachricht